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Im Brauhaus Rütershoff – So war der erste Poetry Slam von Cas Kultur

CASTROP-RAUXEL „Wenn ich beim Poetry Slam auf der Bühne stehe, kann ich sagen, was ich abseits der Bühne am liebsten herausschreien würde, aber nicht kann“, sagt Joseph. Er ist einer von zwölf Teilnehmern, die beim ersten Castrop-Rauxeler Wortwettstreit von Cas Kultur mitgemacht haben. Wir waren mit der Kamera dabei.

Über 60 Menschen sitzen am Donnerstagabend im Brauhaus Rütershoff, und viele von ihnen sind aufgeregt. Weil sie gleich zum ersten Mal in ihrem Leben an einem Poetry Slam, einem Wettstreit mit Worten, teilnehmen werden – wenn auch an einer milden Version, die fast keine Regeln hat.

Da ist Marie (15), ein zierliches Mädchen mit blauen Haaren und rotem Ramones-Top, bei dem es „eine spontane Idee“ war, herzukommen. Marie liebt Horror, „weil man da nie weiß, was als nächstes passiert“. Ihr Text handelt von einer Puppe. Einem Albtraum.

Und da ist auch Justus (16), der einen kritischen Text über seine Heimat geschrieben hat, aufgebaut auf den Buchstaben, die Castrop-Rauxel ergeben.

Die Slammer im Brauhaus, es sind vor allem Schüler. Cas Kultur hat in den Schulen Werbung gemacht – und ist auf Interesse gestoßen. Aber da ist auch die Band Prellbokk, die ihren gesellschaftskritischen Song „Trendbereit“ vorträgt – ausnahmsweise mal ohne Musik. Dafür setzt „Bö“, der bärtige Mann mit den Tattoos, der harte Musik liebt, sogar seine Brille auf – und sieht plötzlich ganz zahm aus.

Laurine (19), die die Veranstaltung mitorganisiert hat, steuert ebenfalls einen Text bei. Den hat sie in fünf Minuten geschrieben – in einer der Pausen des Poetry Slams. „Da floss es plötzlich. Vorher fehlten mir Ideen und Worte.“

Der Applaus der Zuschauer trifft auf ein Dezibel-Messgerät. Teilweise sind es 0,1 Dezibel, die über die Platzierung entscheiden. Gewonnen, mit 103,6 Dezibel, hat am Ende Kaj (16), der gleich zwei Texte mitgebracht hat.

Auszug aus Kajs Text über eine Ballerina

Zum Gewinner wurde Kaj, als er über Introvertierte sprach: „Sie wissen viel, doch sagen nur das Wichtige. Reden nicht drumrum, sondern kommen auf den Punkt.“

Als Ipek Abali von Cas Kultur nach der Preisverleihung zu Julia (18) geht, um ihr zu sagen, dass es bei ihr mit Blick aufs Treppchen „wirklich sehr knapp“ war, sagt Julia: „Aber Ipek, darum geht’s doch nicht.“ Die Teilnehmer konnten auf der Bühne darüber sprechen, was sie bew9egt. Und in den Pausen war es plötzlich kein Monolog mehr. Da waren dann Dialoge. Eine Fortsetzung ist angedacht.

Quelle: Ruhrnachrichten